Die süßen Dinge
Ich sammle die süßen Dinge. Es ist harte Arbeit und am Ende jedes Tages in diesem Krankenhaus bleibt meist nur das Obst von Frühstück-, Mittag- und Abendessen, vom Tablett genommen und für später bewahrt. Ich trage Äpfel und Birnen und Pfirsiche zusammen und träume mich selbst eine Herbst-Gärtnerin, wie ich die letzten Früchte des Sommers ernte. Hauptsächlich räume ich auf: die zunehmenden Zeichen, dass die Tage kälter werden, ich sammle Blätter in allen Farben und die letzten Früchte meiner Arbeit, die fallen, dann verwesen.
Doch mit dem Sommer scheint die Süße selbst zu verschwinden und sie hinterlässt ein Verlangen nach nicht nur Zucker, sondern Licht. Für die dunklen Tage gibt es Obst in den Küchenschränken, haltbar gemacht, um zu überdauern, zu nähren, zu süßen, zu heilen.
Heute Mittag gab es Orangen und ich, überwältigt von Erschöpfung, habe volle 6 Minuten gebraucht, um eine von ihrer robusten Schale zu trennen. Der erste Schnitz der ersten Orange dieses Herbstes, dieses Winters, hielt drei große Kerne tief darin versteckt. Ich spuckte einen nach dem anderen aus und für eine Minute oder zwei betrachtete ich es als schlechtes Zeichen, als Ärgernis, Bitterkeit, eine Strafe,
Doch dann wurde mir bewusst: Diese Orange war eins der süßesten Dinge, die ich seit langem kosten durfte. Und sie füllte mich mit einer Wertschätzung, so tief, für den Duft an meinen Fingern, den Saft auf meinen Lippen, meinem Kinn und unserer beider Verlangen
zu bestehen.