Der Wurm
Zu schreiben bleibt uns nichts übrig, doch schweigen können wir auch nicht – eine mißlungene Pose, in die wir uns da manövriert haben. Herr Doctor, das ist schön von euch! Eine Architektur sich zu denken im Text geht bereits fehl, vorbei an unserer Wahrheit – ein gefährliches Unterfangen, in das wir hier geraten sind – wo ist das lyrische Ich? – – Uns seine Autorität entwendend ist es vergangen, oder besser entgangen – wem? na uns. Die Frage nach dem wir haben wir noch nicht gestellt, – zu früh ist’s – nur haben wir eben festgestellt, dass wir zurückgeblieben sind, als die Einheit abhanden ging. Vielmehr als die Vielheit, mit der man uns belagert, sind wir aber noch ein Wurm, denn das Graben ist, was uns besonders liegt. Aber Vorsicht, wir graben nicht mit Hinblick auf etwas, es ist ja gerade der Blick, den wir vergraben, hinein in ein tieferes Geflecht, wo jedes Auge bloß noch täuschen kann, wo Fleisch auf Fleischliches drückt, wo Motten und Mücken in ihrem Schwarm sich ergötzen, sich sattfressen an den Sinnesfurchen, wenn wir sie also nicht geschlossen halten. Man könnte jetzt ein Amen an dieses Ende setzen oder aber sich weiter hineinstülpen in dieses Loch. Gespenstig fahl wird zuweilen unser Vorhaben, da wir gar das Fleisch – ja, das heilige Fleisch – vergessen aufzutragen, da wir arm und selig im blechernen Skelett des Geistes alleine es unternehmen, hinabzusteigen in unseren Abgrund. Anderntags übersteigt uns gar das Blut, in dem wir baden, die einst noch müde Lache begehrt sich auf, das ganze Loch ist nun eigentlich gar kein Loch mehr, vielmehr überwucherndes Gewächs mit Eigensinn und -lust, sodass wir, zwar wohlgenährt aber ja organlos, bloß unbeholfen hinterher hinken, – diesem Akt, den wir soeben noch souverän zu vollziehen trachteten, nunmehr als Zuschauer gegenüberstehen, uns gar fragen, was das alles hier eigentlich soll.