Zyklen
Erster Zyklus
1
Gedanken kreisen wie Geier
über meinem Aas
sie füttern ihre Jungen
und erschlagen sie
mit hölzernen Schnäbeln
und streuen die Asche
auf ihre Felder
2
Die Asche der Unglücksgeier
reiben die Rehe
tiefer in den Grund
und zerbrechen dabei
erdige Schollen
und die Schädel der Jungen
3
Die Köpfe wachsen heran
in Pilzkreiszeichen
und tragen
nach erfolgreicher Öffnung
der silbernen Schirme
ihre Sporen durch den Wald
4
Altgewordene Bären
fangen die Sporen
in ihren Netzen
und verpuppen sie
in brauchbaren Beuteln
die sie zurück nachhause tragen
und vor meiner Türe ablegen
5
Ich kleide mich in
Kopfgedankensporen
und betrachte mich im Spiegel
ich drehe mich
und erkenne sie
und werde wieder
aufs Neue zu Aas
Zweiter Zyklus
1
Wir streifen sie ab
die dicken Mäntel
von unseren Leibern
sie wurden schwer
nach der biegenden Kälte
Sie beginnen zu blühen
und legen sich
zwischen die Gräber
2
Wir entwirren
die engen Schals
von unseren Hälsen
sie würgten uns
nach der klirrenden Kälte
Sie beginnen zu flattern
und landen
auf den Blüten
3
Wir reißen
die farblosen Mützen
von unseren Köpfen
sie beengten uns
nach der bleiernen Kälte
Sie beginnen zu grünen
und kriechen
über die Mauern
4
Wir entledigen uns
der alten Stiefel
an unseren Füßen
sie haben Tau angesetzt
nach der brechenden Kälte
Sie beginnen zu zwitschern
und nisten
auf den Mauern
5
Sie sind jetzt frei
es taut
es tropft schon
auf unsere Gebeine
Bald müssen wir
sie wieder
einfangen
Dritter Zyklus
1
Sie saugen mit ihren Wurzeln
tief im Inneren
rottendes Leben
es steigt auf in die Äste
und durchbricht
vertrocknete Vergangenheit
2
Vergangenheit erblüht
durch rottendes Leben
presst grüne Spitzen
aus magerem Holz
und verdickt
seine Rinde
3
Es treiben von überall
die Lebenden und
Liebenden
mit ihren Messern
sie ritzen in die Rinde
ihre Schwüre
sie verletzen sie
4
Blutrote
blutgelbe
blutbraune
Verletzungen fallen
sie zerreißen die Schwüre
sie graben sich ein
5
Die verletzten Liebenden
und zerrissenen Lebenden
beginnen zu rotten
sie vergehen
sie steigen bald wieder auf