Geschlechterunordnung

Über die Wahrheit und Notwendigkeit von Dichotomien

Nichts ist so weit hergeholt wie die Vorstellung, dass Männer und Frauen einander ebenbürtig sein könnten. Die Utopie einer Gleichstellung der Geschlechter muss als nicht nur uneinlösbar eingestuft werden, sondern zugleich als eine Vision, welche die herrschende Ordnung gefährdet, denn unbestreitbar besteht das naturgegebene Gefälle zwischen den Geschlechtern bereits in den alltäglichsten Vorgängen.

Es ist eine wissenschaftlich fundierte Tatsache, dass der stärkste Muskel des menschlichen Körpers die Gebärmutter ist. Kein Mann kann je mit dem Kraftaufwand dieses Organs mithalten, führte er noch so diszipliniert Leibesübungen aus, um seine Muskeln zu stählen. Hinsichtlich körperlicher Stärke ist die Frau dem Mann also fraglos überlegen. Der bestehende innigere Bezug des Mannes zu seiner Leiblichkeit steht dabei in keinem Widerspruch zu diesem Sachverhalt, bündelt sich seine Hysterie doch in der andauernden Selbstüberprüfung seiner körperlichen Verfassung und der Neigung zum Wettkampf mit seinen Geschlechtsgenossen. Frauen hingegen - und hier scheint ein gewisser Zusammenhang mit der Gebärfähigkeit evident - sind bekanntermaßen begnadete Ausdauersportlerinnen. Männern fehlt das dafür nötige Durchhaltevermögen meistenteils und sie verlegen sich daher auf die Kurzstrecke.

Ähnlich verhält es sich übrigens mit dem Sexualakt, dessen Anbahnung aus nachvollziehbaren Gründen in die Verantwortlichkeit der Frau fällt. Während der Mann dabei für gewöhnlich eine passive Haltung einnimmt, ist die Frau als Verführende gefragt, um den Fortbestand der Art zu sichern. Um von Frauen als attraktiv eingeschätzt zu werden, verwendet das männliche Geschlecht viel Sorgfalt darauf, seine äußere Erscheinung zu pflegen und sich ins rechte Licht zu setzen. Dass sie dabei den Frauen in Fragen des guten Geschmacks zweifelsfrei überlegen sind, rührt sicherlich von der selbstauferlegten Beschränkung auf eine überschaubare Auswahl an Zierrat für die männliche Ausstattung. Dies - gepaart mit der als ausgewogen zu bezeichnenden maskulinen Farbskala, welche nicht zu Übertreibungen neigt - hat ganz offensichtlich dazu geführt, dass Männer allmorgendlich unumwundener und stilsicherer in den Schrank greifen als Frauen, die beträchtliche Anteile ihrer Lebenszeit der Anprobe unterschiedlichster Kleidungsstücke widmen.

Im gesellschaftlichen Zusammenleben sind Männer jedoch bei weitem unterlegen. Selbst die Erfindung des Small Talks konnte es nicht leisten, den durchschnittlichen Redeschwall des Mannes auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. In größeren Gesellschaften wird ihnen daher meist ein Platz am Rande zugewiesen, wo sie vereinzelt der Pflege ihres Erscheinungsbildes nachgehen können, sodass die anwesenden Frauengruppen sich derweil in Ruhe über die wesentlichen Belange der Lebensführung unterhalten können.

Dies spiegelt sich auch in der unterschiedlichen Besetzung der Berufsfelder durch die Geschlechter. Der typische Mann hat einen Posten inne, bei dem er als Einzelkämpfer auf sich allein gestellt ist, wohingegen sich die Frau, mit ihrem natürlichen Interesse daran, Gleichgesinnte um sich zu scharen, ein Netzwerk erschafft, welches gegenseitige Unterstützung beim beruflichen Fortkommen gewährleistet. Ein Mann wäre dazu nicht in der Lage. Von sanfter und bescheidener Natur füllt er seine Rolle aus und hebt sich dabei von der Frau ab, die mit ihrer Neigung zu ausladenden Reaktionen, insbesondere Nahestehenden gegenüber, als unberechenbar gilt. Die Kindererziehung wird aus diesem und zahlreichen anderen guten Gründen den männlichen Kernkompetenzen zugerechnet. (Was die Begleitung der Sprösslinge durch pubertäre Krisen angeht, könnten Frauen wegen ihres eklatanten Mangels an Einfühlungsvermögen kaum Vergleichbares leisten, und ohne väterliche Anleitung bei den notwendigen Irrwegen wären unsere armen Kinder allesamt verloren.) Eine Ausnahme bildet hierbei allerdings die Organisation von Familienfeiern, allen voran jene, die den Jahrestagen des Nachwuchses gewidmet sind. Kein Kindergeburtstag hätte je stattgefunden, wäre er von einem Mann geplant worden. Die Frau-an-sich besitzt ein angeborenes Talent zum Management von Zeit und Ressourcen, dem der Mann völlig ratlos gegenübersteht. Daher ist auch das Haushalten mit finanziellen Mitteln eine Fähigkeit, die grundsätzlich dem weiblichen Geschlecht zugeschrieben wird. Wäre es Männern anheimgestellt das Familienbudget zu verwalten, es reichte kaum je bis zum Monatsende.

Was die hygienische Instandhaltung des Haushalts anbelangt, ist die Frau hingegen nur leidlich talentiert. Wo der Mann jedes Staubkorn erspäht, reicht die weibliche Wahrnehmung im Regelfall nicht aus, um beim Hausputz ein akzeptables Resultat zu erzielen, das der Prüfung eines durchschnittlich begabten Mannes standgehalten hätte. Schon deshalb ist es weise, diesen Aufgabenbereich den Männern vorzubehalten.

Die Fahrtüchtigkeit von Frauen, insbesondere, was das Einparken betrifft, verdiente ein eigenes Kapitel. Jeder weiß, dass Männern das Abschätzen von Entfernung und Längen nicht im Blut liegt und man sie daher günstigenfalls nur ausnahmsweise ans Steuer lässt. Eine gewisse Geschicklichkeit im Durchtreten des Gaspedals auf geraden Strecken beweist lediglich, wie wenig weit das Einfühlungsvermögen des Mannes in die Maschine reicht.

Umgekehrt muss gesagt werden, dass die furchterregenden Aussichten auf eine von Maschinen dominierte Weltordnung wiederum der Frau geschuldet sind, die sich mit derlei Spielereien routiniert aus ihrem stressgeplagten Alltag wegdenkt. Allein die Naturverbundenheit unserer bodenständigen Männer bewahrt uns zuweilen vor dem vollständigen Abdriften in virtuelle Welten. Auch in der Beziehung zu unseren Mitgeschöpfen ist die Frau auf die Vermittlung des Mannes angewiesen, rangiert bei ihr der Selbstbezug doch weit über dem Verständnis für andere Arten. Vermutlich muss hier die genetisch größere Nähe zu tierischen Verwandten angeführt werden, um die Instinkthaftigkeit des Mannes zu erklären.

Es gilt ebenso als eine Konsequenz männlicher Einmischung, dass weltpolitische Entscheidungen jenseits der Protokolle aus dem Bauch heraus getroffen werden können. Wären Frauen allein an der Macht, die Vernunft regierte in einem unerträglichen Maße und es würde vermutlich nie etwas beschlossen. Es ist jedoch bei diesen Bestrebungen nach Gleichberechtigung darauf zu achten, dass die Männerquote in unseren Entscheidungsgremien nicht überhandnimmt, um nicht fahrlässig eine Verkehrung der Lage herbeizuführen.

Die hier angestellten Beobachtungen dürften dazu beitragen, zu verstehen, wie heikel das Gleichgewicht der Geschlechter beschaffen und wie entscheidend sein Bestehen doch zugleich für die Aufrechterhaltung unserer Weltordnung ist.

Wurde unseren Großeltern noch erklärt, dass die Ehe eine Institution zur Beglaubigung der Liebe sei, so sehen wir heute der Wahrheit ins Auge, dass die gegengeschlechtliche Monogamie der Sicherung eines Friedens dient, den wir angesichts der gravierenden zwischen den Geschlechtern bestehenden Unterschiede andernfalls nicht garantieren könnten.

 

Sofie Morin, 2019
zuerst veröffentlicht in: SYLTSE - Zeitung für Schwerdenkeleien
& Leichtsinnigenten (Wien) #003, Dezember 2019

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