Lesung im Hbf Heidelberg
Als wir im Januar 2024 Pigeon Publishing gegründet haben, dachten wir nicht, dass wir schon im Juni unsere erste Lesung abhalten würden - die dann auch noch in einem Bahnhof stattfindet. Aber als uns das Kulturamt Heidelberg die Aktion vorgeschlagen hat, haben wir natürlich nicht gezögert! Sechs unserer fantastischen Autor:innen haben prompt zugesagt und auch wir von der Redaktion haben zwei Texte vorgetragen. Zwischen den Tauben auf den Emporen zu lesen, war auf jeden Fall etwas besonderes - mit Einkaufswagen voller Nudeln, schreienden Kindern, Krankenwagen und Baustellen im Hintergrund. Wir sind nicht nur unseren hartgesottenen Fans dankbar, die die komplette Lesung lang da waren, sondern auch allen Leuten, die kurz stehen geblieben sind, selbst wenn sie einen Zug zu erwischen hatten. Der größte Shout-out geht natürlich an die Frau, die sich direkt an die Bühne auf ihren Rollator gesetzt und jeden Text extrem gefühlt hat - solche Zuhörer:innen wünscht man sich.
Unser Dank geht natürlich neben der Deutschen Bahn auch an das Kulturamt Heidelberg, insbesondere Georg Bachmann, der das Ganze mit organisiert hat. Gerne wieder !
Hier noch eine kurze Vorstellungsrunde unserer Autor:innen - die vorgelesenen Texte findet ihr entweder schon online oder sie kommen im Juni dazu. Moderiert hat Charlotte Döhrmann, die uns wunderbar durch die Veranstaltung geleitet hat. Was uns gestern Abend bei der Nachbesprechung noch besonders aufgefallen ist: Fast alle Texte verhandeln Beziehungen und insbesondere Trennung. Wie passend für einen Bahnhof, diesem Ort für Aufbrüche und Neuanfänge.
Angefangen haben wir mit Sofie Morin, die uns mehrere Texte mitgebracht hat: darunter einen lyrischen Dialog mit Silke Scheffel über unser Wappentier: die Taube, einen Auszug aus ihrem gefühlvollen Text Bewegtes Leben und einige Vignetten aus ihrem bald erscheinenden Buch Liebeleien mit Wuchsformen, das ihr bei Edition Arthof vorbestellen könnt.
Es ging weiter mit Felix Kunz, der uns mit Apoll & Daphne und seiner Zaghaften Hymne aus einem Festivalzelt zwei Texte mitgebracht hat. Felix, ich freue mich schon auf unseren geplanten Auftritt - der an der Stelle allerdings nur ein Teaser bleibt.
Klaudia Rzeniczak erinnerte uns in Folge, wie nah Lyrik doch an Musik ist. Ihr Gedicht Saucisson souci trug sie auf Polnisch und Deutsch vor und selbst wenn man (wie die Redaktion) kein Polnisch spricht, so berührte uns doch die schöne Sprachmelodie - was sicherlich auch an der herausragenden Performance von Klaudia lag. Beendet hat sie ihren Auftritt mit der Entführung in die Uhrheimat, den ihr auch bald bei uns lesen könnt.
Weiter ging es mit Jonas Spies, der mit Petra einen Text vorgetragen hat, den er schon letztes Jahr im Rahmen vom Literaturherbst bei der Veranstaltung Queer Voices im wunderbaren Café Leitstelle in Heidelberg gelesen hat - von der die Redaktion hofft, dass es mehr dieser Events gibt. Petra erzählt vom allgegenwärtigen Zwang zum Glücklichsein und seiner Auswirkung auf Beziehungen.
Jakob Burgi ist einigen von euch vielleicht schon vom Absatz Magazin bekannt. Wir freuen uns nicht nur über die anhaltende Zusammenarbeit mit ihm, sondern auch über seinen liebevollen Text Geister, den ihr Ende Juni hier bei uns finden könnt. Als kleiner Teaser vorweg, Klaudia und Jakob arbeiten gerade auch an einem geheimen Literaturprojekt.
Kurz aus der Rolle der Moderatorin herausgewechselt, hat uns Charlotte ihren Text Parzellen & Küste vorgetragen. Die Lust am Text war groß, gerade da er schon einige Jahre als unreifer Gedichtzyklus auf ihrem Schreibtisch und nun endlich in Prosaform das Licht der Welt erblicken durfte - als einsame Erkundung der Steilküste, des angrenzenden Waldes und von Erinnerungen.
Im Anschluss durften wir Joscha Schaback und sein erst (recht) kürzlich erschienenes Buch Die Maschine vorstellen, aus dem er das erste Kapitel gelesen hat. Vielleicht bald auch auf Pigeon Publishing mit einer Hörprobe. Es ist wirklich jedes Mal eine Freude Joscha beim Lesen zuzuhören, der in einem anderen Leben sicherlich Schauspieler geworden wäre.
Den Abschluss machte Dennis Mizioch mit seinem Text läuft bei dir, der letzte Woche bei uns erschienen ist und einem kurzen Gespräch darüber, warum Online-Medien für Literatur uns Kunst genauso relevant sind wie Print. Dennis klare Stimme als Autor überzeugt uns sowieso, aber wir finden es immer wieder schön ihn auch tatsächlich zu hören, da er diese Texte so fesselnd vorträgt.
Danke nochmal an alle Autor:innen, Fans und Passant:innen. Kommt gut in den Juni und freut euch auf neue Beiträge, die wir dann teilweise auch nochmal in diesem Post verlinken.
Jonas & Charlotte